Die Armen von Indien
Elend ist auf gut Deutsch gesagt „echter Mist“ und das ist noch milde ausgedrückt und gerade dann, wenn man sich auf Reisen befindet. Reist man nach Indien, dann sieht man um sich herum viel Armut, da sind die Bettler mit ihren Stümpfen, die Kinder mit ihren großen braunen Augen, die alten Frauen, Mütter mit Kindern und viele mehr. Das kann einem dann schon wirklich schlechte Laune verpassen. Denn in Indien gibt es kein soziales Netzwerk wie beispielsweise Hartz IV und das kann man auch nicht übersehen.
In Indien sind die Bettler eine eigene Kaste und wird jemand in diese Kaste hereingeboren, dann denken die Inder, dass er ein guter Bettler sein muss und so im nächsten Leben bestimmt, als etwas Besseres wiedergeboren wird. Hier ist das Elend am gleichgültigsten, ein Menschenleben ist nichts wert und warum auch, bei über 1,2 Milliarden Menschen im Land.
Oftmals sind die Bettler organisiert und müssen die erhaltenen Almosen am Abend abgeben, dafür erhalten sie vom „Bandenboss“ Unterkunft und Nahrung. Viele Eltern schicken ihre Kinder auch zum Betteln auf die Straße, anstatt in die Schule und das, obwohl der Vater ein geregeltes Einkommen nach Hause bringt.
Aber egal wie man angebettelt wird und von wem, es ist immer eine Mensch-zu-Mensch Begegnung und jedes Mal sagt ein Mensch zu dem anderen: „Sieh wie schlecht es mir geht, bitte hilf mir mit ein paar Rupees!“ Jeder, der kein Herz aus Stein hat, möchte dann helfen und das ist eine ganz normale Reaktion.
Doch die Armut, die in Indien vorhanden ist sowie die Zustände, die vielen Menschen die dort in Armut leben, wird zu einem Spießrutenlauf für jeden Touristen. Denn egal wo man sich befindet, vor einem Tempel, einem Museum, auf der Straße, wenn man in einer Rikscha sitzt, sie sind überall, die Bettler. Dass Beste ist, dass man keine „unisono“ (Almosen) gibt, denn in den meisten Fällen ist man dann sofort von vielen weiteren Almosen suchenden umzingelt und das gerade, wenn man „weiße“ Haut hat.
Teilweise muss man schon recht „abgebrüht“ sein, denn man sieht Menschen, die sehr starke Behinderungen aufweisen. So liegen teilweise Menschen auf der Kreuzung, da sie nicht mehr in der Lage sind, aufrecht zu gehen und betteln, teilweise ohne Füße und sich nur auf den Händen fortbewegend. Solche Schicksale und Tragödien sieht man in Indien minütlich, vor allem in den Großstädten.
Wie verhält man sich richtig, wenn gebettelt wird?
Das ist eine gute Frage. So geben die meisten Einheimischen keine Almosen an die Bettler und wenn doch dann höchstens eine halbe oder eine Rupee. Von Touristen wird allerdings immer mehr erwartet und so kann man davon ausgehen, dass wenn man 1 Rupee oder 2 gibt, die Bettler einen praktisch verfolgen, denn es ist doch ein wohlhabender Tourist.
Achtung! Es gibt auch die Methode der aggressiven Bettelei und die wird gerade bei den Touristen angewandt. So wird am Ärmel gezupft und der Bettler bleibt auch nach einer sehr abschlägigen Antwort an einem dran und fragt immer wieder nach ein paar Rupees. Dieser Methode sollte man auf keinen Fall nachgeben, sondern weitergehen, denn gibt man nach, kann man damit rechnen, dass man gleich noch ein paar mehr Verfolger der gleichen Art hat.
Wenn man absolut nichts geben möchte, dann bewährt sich folgende Methode: Einfach den Bettler nicht ansehen! Denn wenn man ihn ansieht, dann wirkt das wie eine Aufforderung zum Tanz. Das heißt, wenn man absolut in Ruhe gelassen werden möchte, dann sollte man sich ganz so wie die Inder verhalten. Hier einfach die Person die einen anspricht, ohne irgendwelche Reaktion links liegen lassen und ganz zielstrebig und geschäftig seinen Weg gehen. Zudem trägt dieses Verhalten dazu bei, dass man den Leuten zeigt, dass man kein Neuling ist und somit nicht so leicht anzubetteln ist.
Die Slums in Indien
Sieht man die Slums in Indien, dann muss das nicht immer gleich bedeutend sein mit Elend und Armut. So gibt es in den Großstädten Slums, die eine eigene Dorfgemeinschaft innerhalb der Stadt bilden. Solch ein Slum kann voll von Hütten aus Holz, Wellblech oder Folie sein, aber die Menschen, die dort leben, haben oftmals feste Arbeitsplätze und geregelte Lebensabläufe. So entstehen innerhalb dieser „Dorfgemeinschaften“ auch kleine Geschäfte, wie die Müllsammler. Zwar ist es keine noble Arbeit, Plastik von den Straßen einzusammeln beispielsweise, aber diese Menschen sind stolz darauf was sie tun und ebenso stolz auf ihre Herkunft, auch wenn sie in einem Slum leben.
Die Bettler sind anders. Auch sie leben in den meisten Fällen in Slums, die Dorfgemeinschaften bilden, aber hier ist das Gewerbe betteln. Es haben sich sogenannte Bettelmafias entwickelt, die am Morgen die Menschen an die entsprechenden Punkte fahren und abends dann wieder einsammeln. Oftmals verstümmeln sie die Menschen und sogar Kinder, damit ein paar Rupees mehr rausspringen, denn ein „Krüppel“ ist doch bemitleidenswerter als ein gesunder Mensch.
Man muss zwischen den einzelnen Bettlern unterscheiden können.
Da sind zum Ersten die Profis, wie schon erwähnt. Diese Syndikate von Ganoven senden ihre Horden von „Bettlern“ aus und verteilen sie auf die einzelnen Gebiete. Jeden Abend werden die Einkünfte dann eingesammelt und die „Bettler“ erhalten Unterkunft und Verpflegung als Tageslohn. Niemand weiß, wie hoch die Gewinne, der Syndikate sind.
Sieht man Frauen, die betteln, so werden diese in den meisten Fällen von Ihren Männern dazu aufgefordert, obwohl diese einer geregelten Arbeit nachgehen. Das eingenommene Geld wird dann in Alkohol und Glückspiel umgesetzt. Damit die Emotionen der Angebettelten angesprochen werden, treten die Frauen zumeist mit mehreren Kindern und auch immer mit einem Baby auf dem Arm auf.
Weiße Haut, westliches Erscheinungsbild, das ruft so manche bettelnde Hand auf den Bildschirm. Oftmals sind diese Bettelamateure Menschen, die sonst einer geregelten Arbeit nachgehen, und werden nur zum Gelegenheitsbettler um ein Zusatzeinkommen zu haben.
KINDER! Hier stecken oftmals die Eltern dahinter, die sie losschicken, damit sie das Gewerbe von der Pike auf Lernen. Sie betteln in vielen Fällen nur recht halbherzig, denn entweder sind sie zu schüchtern oder würden viel lieber spielen.
Nochmals sei erwähnt, das Indien ganze Horden von Krüppeln beherbergt. Diese können keinem geregelten Arbeitsleben nachgehen und sind somit zum Betteln gezwungen. Angemerkt hier nochmals und als Warnung gedacht: Verbrecherbanden verstümmeln Kinder und Erwachsene, damit sie Mitleid erregen. Aber auch Eltern tun das mit ihren eigenen Kindern, damit diese ein paar Rupees mehr nach Hause bringen.
Zuletzt die klassischen Bettler. Diese Gruppe ist speziell. Denn hier betteln Alte, Witwen oder Waisen um jede einzelne Rupee, damit sie überleben können. Auch Menschen, die ihre Arbeit verloren haben oder aber krank geworden sind, sowie andere „Sozialfälle“ kämpfen auf den Straßen Indiens um ihr überleben.
Fazit ist:
Man trifft auf den Straßen Indiens immer auf Bettler und es ist der tägliche Kampf um das pure Überleben, welcher die meisten dazu zwingt, ihr tägliches Brot zu verdienen. Oftmals sind es tatsächlich echte Bedürftige und man kann so tatsächlich etwas Gutes tun, wenn man ihnen eine kleine Spende zukommen lässt. Tut man das, dann sollte man auf jeden Fall sehr dezent und unauffällig vorgehen, dann ansonsten ist gleich eine ganze Schar mehr um einen herum versammelt.
Wichtig ist auch, dass man sich nie beeinflussen lässt. So gehen viele Bettler ganz bewusst nur auf Touristen zu, denn hier ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dieser die Brieftasche zückt und es etwas Geld gibt.
Gehen Sie mit einer ganz einfachen Regel vor: Nur Sie allein entscheiden ob, wem und wie viel sie geben! Wobei Sie niemals über 3 Rupee gehen sollten. Also ist das Beste immer etwas Kleingeld in der Hosentasche zu haben, damit man nicht die Geldbörse zücken muss!
Ein Gastkommentar von Susan Thakore