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    Indien Knigge

    Wenn man als Tourist oder Geschäftsreisender nach Indien kommt, dauert es oft erst eine Zeit, bis man sich an die dortigen Sitten gewöhnt hat und nicht mehr als Europäer durch fehlerhaftes oder unhöfliches Verhalten auffällt. Missgeschicke können immer passieren, aber trotzdem sollte man sich schon vor Antritt der Fahrt mit den wichtigsten Regeln vertraut machen.

    Begrüßung

    Bei der traditionellen Begrüßung in Indien schüttelt man sich nicht die Hand, wenn man dem anderen Respekt erweisen möchte, sondern kreuzt die Handflächen vor der Brust. Die Finger müssen dabei nach oben zeigen und der Kopf wird leicht zur Seite gelegt. Bei Geschäftspartnern gelten meist die westlichen Regeln, da sich dort aufgrund der Globalisierung schon der europäische Brauch, die Hand zu schütteln, durchgesetzt hat. Auch junge Leute brauchen sich keine Sorgen zu machen. Unter ihnen begrüßt man sich einfach mit einem schlichten „hello“. Andere Höflichkeitsfloskeln fallen bei den Indern meist weg, auch wenn sie sehr freundlich sind. „Danke“ und „Bitte“ kann man nicht oft erwarten, auch wenn einem die Dankbarkeit dann meist durch ein nettes Lächeln signalisiert wird.

    Zum Verhalten Bettlern gegenüber lesen Sie den Gastkommentar von Susan Thakore, einer Deutschen die in Indien lebt.

    Mimik und Gestik

    Besonders verwirrend für Europäer wird es sein, dass die Inder bei Zustimmung den Kopf leicht schütteln. Das bedeutet nicht etwa, dass der Gesprächspartner mit dem Geschäft nicht einverstanden ist, sondern kann als Einverständnis gedeutet werden. Wenn Abneigung ausgedrückt werden soll, fällt das Kopfschütteln etwas deutlicher und wesentlich abrupter aus.
    Weitere Dinge, die es bei der Gestik zu beachten gilt, sind zum Beispiel, dass die linke Hand grundsätzlich als unrein angesehen wird und dass das Heranwinken von Leuten etwas anders aussieht als in Europa. Zu ersterem ist zu sagen, dass Inder grundsätzlich nur mit der rechten Hand essen, da sie die linke Hand nur für Hygiene auf der Toilette gebrauchen. Daran sollte man sich als Europäer unbedingt halten, da viele Speisen mit den Händen verzehrt werden. Zum Heranwinken ist zu sagen, dass es die Inder die deutsche Art des Winkens als beleidigend empfinden. Hier muss der Arm zuerst nach vorne ausgestreckt werden; dann wird die Hand nach unten bewegt.
    Im Rahmen der Mimik muss beachtet werden, dass die Inder gerne, breit und viel lächeln. Das ist jedoch nicht immer ein positives Zeichen, sondern liegt in ihrer Natur. Sie lachen aus Höflichkeit, man sollte aber immer noch einmal nachfragen, ob das Gesagte auch wirklich auf Gegenliebe stößt.

    Bekleidung

    Bei der Bekleidung in Indien sollte man vor allem als Frau aufpassen. Westliche Frauen, die sich europäisch kleiden, laufen Gefahr, bei indischen Männern als Lustobjekt zu gelten, da sie so etwas nicht oft sehen. Indische Frauen ziehen sich in der Öffentlichkeit sehr viel züchtiger an, da es als anstößig gilt, zu viel nackte Haut zu zeigen. Auch am Strand sollte man den Bikini anbehalten und auf keinen Fall seinen FKK-Drang ausleben. Von Geschäftsleuten wird die normale Bürokleidung erwartet, wie sie auch im Westen üblich ist.
    Schuhe gelten in Indien als unrein, da der Schmutz von der Straße an ihnen hängenbleibt. Deswegen müssen sie vor Eintritt in eine Moschee, einen Tempel oder auch ein Privathaus ausgezogen werden.

    Tischsitten

    In Indien spielen Tischsitten eine große Rolle. Das Essen wird meist auf Platten serviert; die einzelnen Gäste haben keine eigenen Teller, sitzen auf dem Boden im Schneidersitz und essen mit der Hand, allerdings nur mit der rechten. Europäer sollten aufpassen, kein Essen abzulehnen, da dies als unhöflich gilt, aber trotzdem bei besonders scharfen Gerichten Acht zu geben und wenn möglich die Schärfe mit Milch oder Joghurt abzumildern.
    Allerdings wird Rülpsen, Spucken oder Nase putzen am Tisch in Indien als völlig normal angesehen und ohne Widerwillen akzeptiert.
    Wer zum Essen eingeladen ist, sollte kein Gastgeschenk mitbringen. Das gilt als Beleidigung. Vor allem beim Alkohol sollte man Vorsicht walten lassen, da die meisten Inder aus religiösen Gründen keinen trinken.

    Pünktlichkeit

    Die Pünktlichkeit, die man als Deutscher gewohnt ist, wird man in Indien vermissen. Hier ist oft nur der Kunde zur rechten Zeit am rechten Ort; der Dienstleister wird sich oft verspäten, manchmal auch um mehrere Stunden. Richtwerte, wie in südeuropäischen Ländern, gibt es hierbei nicht.

    Photographie

    Inder werden gerne und oft fotografiert, wobei sie aber Schnappschüsse überhaupt nicht leiden können. Die richtige Pose muss vor dem Foto eingenommen werden. Für alte Leute gilt: Am besten vorher fragen, ob man überhaupt die Kamera auspacken darf, denn diese sind sehr abergläubisch. Sie haben Angst vor dem „bösen Blick“. Auch bei kontroversen Veranstaltungen und Themen ist die Kamera in der Tasche besser aufgehoben. Militärische Einrichtungen dürfen grundsätzlich nicht fotografiert werden, genauso wenig Totenverbrennungen. Das wird als extrem respektlos empfunden

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