Mumbai
(Bombay)
Als 1995
die nationalistische Partei Shiv Sena an die Macht kam und verkündete, Bombay würde von nun
an Mumbai heißen, begann eine Welle der Umbenennung vieler Städte in Indien. Bombay wurde
nach der Hindi Göttin Mumbadevi benannt, die als Schutzgötting über den Hafen der Stadt
wacht. Nach Aussagen Shiv Senas war es auch ein Anliegen der Partei, die Stadt vom
anrüchigen Flair der Filmindustrie (Bollywood, eine Kontraktion aus Hollywood und Bombay) zu
befreien.
Chennai (Madras)
Die Umbenennung Madras in Chennai erfolgte 1996 und war
ein Projekt der Regierung des Bezirks Tamil Nadu, um die tamilische Sprache und Kultur
stärker zu fördern. Die Stadt wurde benannt nach dem Chenna Kesava Perumal Tempel. Das
tamilische Wort „Chenni“ bedeutet so viel wie Gesicht und betont die Bedeutung des Tempels
als Wahrzeichen der Stadt.
Kadapa (Cuddapah)
Der Name der Stadt leitet sich vom telugischen Wort
„Gadapa“ ab und bedeutet Schwelle oder Tor. Die Schreibweise änderte sich von Cuddapah zu
Kadapa am 19. August 2010 und betont die Aussprache der Stadt im lokalen Dialekt. Es handelt
sich hier also nicht um eine Umbenennung im eigentlichen Sinn, sondern um eine Angleichung
an die Phonetik des Ursprungswortes.
Kolkata (Kalkutta)
Die Gründung der Hauptstadt Westbengalens geht zurück
auf drei Dörfer, die noch vor der Ankunft der britischen Kolonialherren entstanden sind:
Kolkati, Govindapur und Sutanuti. Kolkati ist in diesem Fall der Namensgeber für die Stadt,
die 2001 dem anglophonen Dialekt angeglichenen Aussprache „Calcutta“ aufgegeben hat, um die
bengalische Aussprache widerzuspiegeln.
Varanasi
(Benares)
Benares wurde 1956 in Varanasi
umbenannt. Der Name setzt sich aus den beiden heiligen Flüssen Varuna und Asi zusammen, die
in der Stadt zusammenfließen. Der Name reflektiert die Bedeutung der Stadt als heilige
Städte, zu der jedes Jahr unzählige Pilger aufbrechen.
Bengaluru (Bangalore)
Die neue Namensgebung geht zurück auf den Antrag
des Literaturpreisträger U. R. Ananthamurthy, dem 2006 offiziell stattgegeben wurde. Die an
den englischen Sprachraum angepasste Aussprache wurde damit zurückgenommen und der Stadt ihr
ursprünglicher Name wieder zurückgegeben. Viele Industrielle und Politiker Indiens haben
sich jedoch gegen die Änderung ausgesprochen, da sie fürchte, der Name klinge zu wenig
modern. Die Namensänderung zieht noch immer einen tiefen Graben zwischen Traditionalisten
und Zukunftsvisionäre.
Thiruvananthapuram (Trivandum)
Bis 1991 galt der Name Trivandum, den die
Engländer als Kolonialherren eingeführt hatten. Thiruvananthapuram verweist auf die
ursprüngliche Bedeutung des Wortes in der Sprache Malayalam und bedeutet die heilige Stadt
von Anantha. Der Gott Veshnu soll nach dem Glauben der Hindu auf der Schlange Anantha ruhen.
Auch in diesem Fall ist die Neubesinnung auf den ursprünglichen Namen als ein postkolonialer
Befreiungsschlag zu sehen.
Kochi
(Cochin)
Sprachwissenschaftler sind sich noch
immer nicht einig auf welchen Wortstammt Kochi zurückgeht. Sowohl Kochi als auch Chochin
wurden als historisch korrekte Schreibweisen anerkannt. Beide können unter anderem Hafen
bedeuten und dieser Umstand war wohl für portugiesische Kolonialherren der Grund der Stadt
ihren Namen (Chochin) zu geben. 1996 wurde die Stadt umbenannt in Kochi, nach dem Wort
„Kochchi“, das „zurück ins Meer fließen“ bedeutet und so die Verbindung der Stadt mit dem
Hafen betont.
Thanjavur (Tanjore)
Die Stadt wurde bereits 1972 umbenannt in Thanjavur.
Der Name „Tanjan“ bezeichnet einen machtsüchtigen Gott, der vom Hindu Gott Vishnu an genau
der Stelle getötet wurde, an der die Stadt erbaut worden ist.
Guwahati (Gauhati)
Wie viele andere indische Städte variierte die
Schreibweise Guwahatis im Laufe der Jahre. Ende der 1980er Jahre wurde aus Gauhati endgültig
Guwahati, um den lokalen Dialekt und dessen Aussprache zu repräsentieren. Im regionalen
Sprachgebrauch gründet belegt der Name die regen Handelsbeziehungen der Stadt mit anderen
Regionen Indiens: „Guwa“ bedeutet Betelnuss und „Haat“ kann mit Marktplatz übersetzt werden.
Gulbarga (Kalburgi)
Der poetische Name Gulbarga bedeutet so viel wie
„Hain voll Blumen“ und beschreibt die wohl ursprünglich sehr blühende und paradiesisch grüne
Landschaft der Umgebung. 2005 wird aus Kalburgi dann Gulbarga, was nur eine Angleichung an
die regionale Phonetik.
Belgaum (Belegavi)
Die 1956 initiierte Umbenennung Belgaums stellt eine
Kompromisslösung dar: Werden Städtenamen normalerweise nur geändert, um die Einflüsse der
Kolonialherren auszumerzen und eine eigenständige Kultur zu etablieren, verhält es sich hier
genau andersherum. Die anglisierte Form Belgaum soll verhindern, dass der Name der Stadt,
die im Grenzgebiet zwischen Karnataka und Maharashtra liegt, aber eine aus beiden Regionen
gemischte Population enthält, linguistisch eine Präferenz der Bevölkerungsgruppen ausdrückt.
Mangalore (Mangaluru)
Der Name „Mangalore“ geht zurück auf Mangaladevi,
eine Gottheit, der auch ein wichtiger Tempel gewidmet ist und die das Wahrzeichen der Stadt
darstellt. Mit dem Einzug der Briten in 1799 wurde die Stadt umbenannt in Mangaluru. 2006
stellte die Regierung allerdings den Antrag auf Rückbenennung und diesem wurde stattgegeben.
Shimoga (Shivamogga)
Shimoga ist eigentlich eine Kontraktion von
Shivamogga und bedeutet „das Gesicht Shivas“. Eine andere Legende belegt die Verbindung zu
„Sihi-moge“, das „süsse Kräuter“ bedeutet, eben jene Kräuter, die Shiva benutzt haben soll,
um in Trance zu gelangen. 2006 wurde die Umbennung zu Shivamogga beantragt, um die
Verbindung zur Gottheit zu betonen und den Segen für die Stadt zu erbeten.
Kozhilkode (Calicut)
Die Worteinheit „kode“ geht nach jüngsten
Forschungen der Linguistik auf das alt-malayalische Wort (kotta) „Festung“ zurück, das sich
durch Lautverschiebungen über die Jahrhunderte zu „koda“ oder „kode“ entwickelt hat. Da der
Hafen der Stadt berühmt für seinen Handel mit feinen Stoffen (calicut) war, benannten die
Engländer die Stadt einfach um, bevor sie 1998 wieder zu ihrem alten Namen zurückfand.
Tiruchirapalli (Trichinopoly, Trichy)
Einer Legende nach leitet sich der
Name der Stadt von Sanskrit „Trishira“ (dreiköpfig) und „palli“ (Stadt) ab. Der dreiköpfige
Dämon Trishira soll auf dem Hindu Gott Shiva meditiert haben und von diesem auf dem
Gründungsort der Stadt gern geduldet worden sein. Andere Wissenschaftler übersetzen den
Namen der Stadt deshalb auch mit „heiliger Ort“ oder „heilige Stadt“. Unter britischer
Herrschaft etablierte sich dann die Kurzform Trichy, oder Trichinopoly (von griech. Polis =
Stadt). 1947 wurde die Stadt wieder umbenannt auf Tiruchirapalli.
Bellary (Ballari)
Der Name Bellary geht zurück auf die Legende eines
reisenden Händlers, der kein Shiva Symbol finden konnte, um das Gebet ordnungsgemäß zu
verrichten (Shiva Linga wurden benutzt, um die Gottheit zu versinnbildlichen und anzubeten).
Stattdessen benutzte er einen „balla“ einen kleinen Messbecher für Reis. Als an dieser
Stelle schließlich ein Tempel errichtet wurde und später eine Stadt, erhielt diese den Namen
Ballari. Die Schreibweise Bellary geht zurück auf die englischen Kolonialherren, die den
Namen ihrer Aussprache anpassen wollten.
Tumkur (Tumakuru)
2006 erhielt die Stadt ihren früheren Namen Tumkur
anlässlich des 50. Gründungsjubiläums des Staates Karnataka. Der Name Tumkur leitet sich
wohl ab von tumbe, einer der Lieblingspflanzen von Gott Shiva, die nur ein einziges
Blütenblatt trägt und einen sehr milden Duft verströmt.
Pune (Poona)
Pune leitet sich von Sanskrit „Punyanagara“ (Stadt der
Tugend) ab. Poona war eine Schreibweise, die die Engländer einführten zur Zeiten des
Kolonialismus. 1976 wurde die Stadt offiziell wieder umbenannt in Pune.
Hospet (Hosapete)
Hospet (in der lokalen Sprache Kannada bedeutet es
„neue Stadt“) wurde 2006 in Hosapete umbenannt. Hospet war die Kurzform, die ihr die
britischen Eroberer gegeben hatten und die im Rahmen des 50. Gründungsjubiläums von
Karnataka mit 13 anderen Städten wieder ihren ursprünglichen Namen erhalten sollte.
Haora (Howrah)
Im Dialekt des östlichen Bangladeschs bedeutet „Haor“
Sumpfgebiet oder Feuchtlandschaft und beschreibt die ursprüngliche Flora. Die heutige City
beruht auf fünf Gründungsdörfern, insbesondere Harirah (Howrah), das als Namensgeber
fungierte. Umbenannt wurde die Stadt nie, die beiden Namen existieren beide nebeneinander.
Madurai (Madura)
Der Name Madurai leitet sich sehr wahrscheinlich vom
tamilischen Wort für Süße (madhura) ab. Auch heute erweist sich dieser Name als passend, da
die Stadt berühmt ist für ihre vielen Obststände, die bis weit nach Mitternacht noch
geöffnet sind und der Stadt auch den Namen Thoonga Nagaram (Stadt, die niemals schläft)
eingebracht haben.
Kanpur (Chawnpore)
1948 wurde die Stadt offiziell unbenannt in Kanpur.
Die Schreibweise hatte sich bis dato durchgesetzt und zeugte vom Einfluss der englischen
Kolonialherren. Was der Name genau bedeutet ist unklar, eine Theorie besagt, dass es eine
Ortsangabe sein muß und sich von Karnapur (Stadt von Karna) ableitet.
Mysuru (Mysorr)
2005 beschloss die Regierung der Stadt den Namen Mysuru
zurückzugeben. Mysorr war der anglisierte Begriff für Mahisūru, eine Abkürzung für den Namen
eines Dämons, der nach Hindu Glaube in dieser Region wohnen soll. Die Abschaffung des
englischen Namens stellt eine Rückbesinnung auf die Sprache und Kultur Kannadas dar.
Bijapur (Vijayapura)
Die Stadt hieß ursprünglich Vijapura (Siegesstadt)
und wurde später im Zuge der Kolonialisierung zu Bijapur umbenannt. 2006 beschloss die
Regierung der Stadt wieder ihren alten Namen Vijapura zurückzugeben. Wie aber mit so vielen
anderen Städten auch ist die offizielle Änderung noch nicht durchgesetzt.